Gewaltbarometer Kinder und Jugendliche reflektieren ihre Meinung und erkennen andere Einstellungen zu Gewalt
Sich selbst kennen
Alter: ab 11 Jahren
Ziel: Jugendliche reflektieren ihre eigene Meinung, indem sie sich positionieren und ihren eigenen inneren Kompass für Gewalt erspüren. Außerdem wird Meinungsvielfalt aufgezeigt.
Material/Raum: Klebeband für den Boden; möglichst viel freien Platz
Beschreibung: Die Jugendlichen werden aufgefordert Tische und Sessel zur Seite zu räumen. Das Klebeband wird von einer Seite des Raumes zur anderen geklebt, damit eine gerade Linie entsteht. Die Betreuungsperson erklärt, dass die Linie eine Skala symbolisiert, an den beiden Enden ein klares JA bzw. ein klares NEIN ist. Im Folgenden werden einige der unten stehenden Situationen vorgelesen und gefragt, ob das für die Jugendlichen unter „Gewalt“ falle. Die Jugendlichen positionieren sich bei jeder einzelnen Situation nach ihrer eigenen Meinung. Bei auffälligen Ergebnissen kann nachgefragt werden, warum einzelne Personen dafür oder dagegen sind.
Mögliche Situationen:
- Ein Vater reißt sein Kind vor einem Auto von der Straße und tut ihm dabei sehr weh.
- Ein Mädchen stielt Geld aus der Geldbörse ihrer Mutter.
- Eine Atomkraftgegnerin blockiert einen Atommülltransport.
- Ein Autofahrer jagt mit quietschenden Reifen von der Ampel weg.
- Eine Mutter gibt ihrem Kind einen Klaps auf den Hintern.
- Ein Kind in Indien stirbt an der Pest.
- Ein Fußballfan beschimpft einen gegnerischen Fan.
- Ein Lehrer gibt eine schlechte Note.
- Passanten schweigen, als ein Schwarzer beschimpft wird.
- Eine Obdachlose erfriert.
- Der Direktor eines Unternehmens veranlasst, dass Giftmüll in ein mittelafrikanisches Land geschickt wird.
- Ein Politiker nennt Flüchtlinge „Asylschmarotzer“.
- Ein Polizist setzt eine Abschiebung mit Handschellen durch.
- Sabine und Elif verspotten Christoph aus der Nachbarklasse, weil er von seiner Mutter abgeholt wird.
- Tim geht einem Mädchen aus der ersten Klasse nach, bis sie sich fürchtet und davonläuft.
Anmerkung: Während der Übung empfiehlt es sich für die Betreuungsperson Notizen zu machen, um auf diese dann im Rahmen der Reflexion einzugehen. Vor allem besondere Aha-Erlebnisse können hier aufgegriffen werden.
Reflexion: Die Betreuungsperson fasst Erkenntnisse zusammen und verweist auf folgende zwei Punkte:
- Man bekommt oft nur einen Ausschnitt einer Handlung mit bzw. man hat nicht alle Informationen. Dennoch muss man sich bei Zivilcourage oft rasch für ein Eingreifen entscheiden.
- Andere nehmen eine Situation anders wahr/ bewerten sie anders, obwohl sie vielleicht grundsätzlich eine ähnliche Haltung wie ich haben.
Quellen: u.a. Rainer, Barbara, Elisabeth Reif: Du schwarz?! Ich weiß! 10 Module gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen. Gesellschaft für bedrohte Völker. 2. Auflage 2001. Wien: Thienel Druck.
Lünse/Rohwedder/Baisch (2001) „Zivilcourage: Anleitung zum kreativen Umgang mit Konflikten und Gewalt“, Münster: Agenda-Verlag